Volle Kraft voraus für Biotechnologie!

Volle Kraft voraus: Spannende Diskussionen über alternative Proteine für innovative Lebensmittel. Der Industrieverbund Weiße Biotechnologie e.V. (IWBio) veranstaltete am 06.11.2023 seinen diesjährigen Workshop „Neue Optionen für Nahrungsmittel durch alternative Proteine“ in Berlin. Passend zum Thema fand die Veranstaltung mit mehr als 50 Teilnehmenden in den Räumlichkeiten des IWBio-Mitglieds Formo Bio GmbH am Spreeufer statt. Die Teilnehmenden aus Politik, Industrie und Akademia tauschten ihre Erfahrungen mit dem Ziel aus, die industrielle Biotechnologie als Schlüsselindustrie in Deutschland zu stärken und Prozesse und Produktion auch langfristig in Mitteleuropa auszubauen.

In ihrem Videogrußwort unterstrich Frau Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger vom BMBF, dass biobasierte Innovationen große Chancen bieten: so zum Beispiel dabei helfen die Ernährung zu sichern, dabei Klima und Ressourcen schützen und Wertschöpfung im Land versprechen. Sie betonte, basierend auf der Zukunftsstrategie „Forschung und Innovation“, die starke technologieoffenen Förderung des Bundesforschungsministeriums und forderte: Volle Kraft voraus für Biotechnologie, für Bioökonomie in der Lebensmittelwirtschaft.

Dazu passend beleuchtete Frau Prof. em. Daniel (ehemals TUM) in ihrem mitreißenden Impulsvortrag vor allem die Zusammenhänge zwischen Novel Food, Klimawandel, und Gesundheit. Ihre Take Home Message war: Der Lebensmittelsektor verändert sich gerade in allen Bereichen der Wertschöpfungskette und offeriert so eine Vielzahl von neuen Märkten und Marktzugängen für die Biotechnologie. Die Zeit ist reif! Unterstrichen wurde dies auch von anderer Seite. Ivo Rzegotta vom The Good Food Institute zitierte eine Umfrage, nach der ca. 60% der zufällig ausgewählten Bürger in Deutschland den biotechnologisch hergestellten Alternativen Protein-Lebensmittel sehr offen gegenüberstehen. Eine überaus ermutigende Quote.

Bei der anschließenden Paneldiskussion wurden von einer Reihe von Expertinnen und Experten aus Akademia, Wirtschaft und Politik die wirtschaftlichen Chancen vertieft, welche die Präzisionsfermentation für Deutschland liefern kann: darunter langfristige Wertschöpfung, die Schaffung von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen sowie der von Zugang zu nachhaltigen, flächenschonenden und CO2-Äquivalente sparenden Biotech-Produkten.

Aber auch die Innovationsgeschwindigkeit limitierende Themen wurden offen erörtert und gemeinsam nach kreativen Lösungen gesucht. Begrenzende Faktoren sind: Skalierung & Produktion sowie Zulassung & Vermarktung. Die oft kritisierte langwierige Bürokratie bei Zulassungsverfahren in Deutschland und Europa sowie fehlende Investitionsbereitschaft bzw. -hürden waren dabei das beherrschende Thema. Tenor von Industrie und Politik war zu lernen, was in anderen Regionen der Welt, zum Beispiel in Singapore oder in den USA anders/besser läuft und was von diesen Best Practice Beispielen gelernt werden kann, um Prozesse auch in Europa zu beschleunigen.

Ein klares Statement für den Standort Europa wurde von den teilnehmenden Industrieunternehmen unisono damit verbunden, ähnliche Förderoptionen und Rahmenbedingungen für Produktion vorzufinden, wie sie beispielsweise durch den in den USA ausgerufenen Inflation Reduction Act der Biden Administration den global agierenden Unternehmen geboten werden. Erste positive Signale sind aus Brüssel im September 2023 durch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verlautbart worden. Jetzt fehlt noch die politische Umsetzung!

Nach dem abschließenden Wrap-Up und der Beantwortung der Frage: „Was nehmen wir mit in die nächsten Wochen?“, hatten die Teilnehmer zum Ausklang der Veranstaltung noch die Gelegenheit einer Führung durch die Labore der Formo Bio, in welchen unter anderem vegane Käse auf Basis von mikrobiell hergestellten Proteinen erzeugt werden. Die Zukunft der Ernährung Live und in Farbe!

"Wir freuen uns über den breiten Konsens, dass die Biotechnologie einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Ernährung der Zukunft leisten wird und dass die Kräfte gebündelt werden müssen, damit Deutschland und Europa in diesem Feld nicht abgehängt werden. Der IWBio und seine Mitgliedsunternehmen werden dies weiter mit vollem Engagement unterstützen.", fasste Dr. Kerstin Stangier, Vorstandsvorsitzende des IWBio e.V. zusammen.